AIDS-Hilfe Sachsen-Anhalt Nord e.V.

präsentiert

Unsere Preisträger*innen

Elke Mikolajczyk

 

Als wir uns kennenlernten war ich Anfang 20 und sie versuchte im ländlichen Raum eine Schwulengruppe aufzubauen. Dass war insofern ein schwieriges Unterfangen, da Schwule ein enormes Problem mit staatlichen Einrichtungen hatten -die sie nun einmal vertritt- , da genau diese Einrichtungen sie bis vor kurzem bei der Stasi meldeten und die Überwachung begann. Erpressbar waren sie auch - schließlich sollte es einfach niemand wissen, dass sie auf Männer stehen.

 

Sie aber lies nicht nach. Baute vertrauen auf. Kümmerte sich um die großen und kleinen Probleme und gewann somit ihre Anerkennung. Wir beide besuchten zusammen die Schulungen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Lernten mit und voneinander. In all den vielen Jahren hat sich sicherlich viel im HIV-Bereich geändert. Sie hat sich aber nicht verändert. Mit viel Einfühlungsvermögen und enormen Engagement macht sie ihre Arbeit. Kämpft mit und für ihre Schützlinge. Kümmert sich um die kleinen und manchmal auch um die großen Sorgen. Bereist ihren Landkreis. Wir arbeiten gern mit ihr zusammen und planen auch in diesem Jahr einige Projekte. Sie ist ein Leuchtsturm des öffentlichen Gesundheitsdienstes.

 

Ein Beispiel dafür, wie eine AIDS-Beratungsstelle eines Gesundheitsamtes funktionieren sollte.

 

Laudator: Sven Warminsky

Bianka Bülow & Christian Gumprecht

 

Vor einigen Wochen wurde ich gefragt ob ich über zwei wunderbare Menschen eine Rede halten möchte. Natürlich habe ich sofort “Ja“ gesagt. Meine erste Überlegung war, wie kann man am Besten - in zwei – drei Minuten - zwei so bedeutende Menschen für unseren Verein vorstellen.

Beide engagieren sich seit mehreren Jahren ehrenamtlich für uns.

 

Die Arbeitsfelder unserer Ehrenamtlichen sind vielseitig und eine wertvolle Ergänzung zur Arbeitsleistung der hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ohne sie wären wir manchmal ganz schön aufgeschmissen.

 

Aber nun zu den Personen selbst: Aufgrund ihrer Arbeit auf Station 8 (Infektionsstation) der Uniklinik wurde sie auf uns aufmerksam und arbeitet seit mehr als 8 Jahren tatkräftig bei uns mit

Sie ist engagiert, zielstrebig, offen, kontaktfreudig und springt auch kurzfristig ein wenn es ihr Dienstplan erlaubt. Mit ihr kann man tiefgründige Gespräche führen, Sachen ausdiskutieren, sie zaubert Anderen ein Lächeln ins Gesicht und die gemeinsame Arbeitszeit vergeht mit ihr wie im Flug.

 

In diesem Zusammenhang dürfen wir aber auch nicht den zweiten Ehrenamtler vergessen, den wir heute Abend mit unserem Teddy ehren möchten. Er absolvierte bei uns 2013 ein Praxissemester und wir konnten ihn so für das Ehrenamt begeistern.

 

Er ist sehr zuverlässig, hilfsbereit und springt in Notsituationen für Kolleginnen und Kollegen ein. Auch in stressigen Situationen bewahrt er Ruhe und ist somit unser Ruhepol geworden.

Ich freue mich sehr, dass wir euch die Auszeichnung für den Ehrenteddy am heutigen Abend überreichen können.

 

Laudator: Martin Richter

Gritt Kumar

 

Wenn man ihr begegnet fällt sie auf. Sie fällt auf, weil sie so herzlich und offen ist, dass es eine Freude ist mit ihr ins Gespräch zu kommen. Diese doch eigentlich völlig unscheinbare Person hat es aber faustdick hinter den Ohren. Ob nun in ihrem breitgefächerten politischen Engagement für LSBTI*, für den Tier- und Umweltschutz oder für die Rechte von Behinderten. Bei diesen Themen kann sie richtig laut werden und streiten. Streiten für die Teilhabe aller Menschen am gesellschaftliche Leben, für andersliebende für ihre Liebe und für Menschen mit HIV – gegen Ausgrenzung und Diskriminierung.

 

Im Mai 2017 sagte sie „Reden ist Silber und Schweigen ist Gold – Zuhören jedoch ist unbezahlbar.“ Damit machte sie darauf aufmerksam, dass Parteien lernen müssen, nicht nur Inhalte zu kommunizieren, sondern auch zuhören müssen, was die Menschen zu sagen haben – wo sie die Probleme sehen. Sie hört zu! Wenn HIV-Positive Menschen ihre Stimme laut erheben um auf Wissensdefizite aufmerksam zu machen. Sie hört zu, Sie hat ein großes Herz und Sie unterstützt HIV-Positive Menschen in ihrem Kampf gegen Ausgrenzung, gegen Stigmatisierung und gegen Diskriminierung.

 

Laudator: Michael Boy

Gerriet Schröder

 

Viele von unseren Preisträgern sind ruhig und arbeiten oft im Hintergrund. Sie mögen es nicht, wenn man Aufhebens um ihre Person machen. Sie sagen dann: ich werde doch dafür bezahlt der das ist doch selbstverständlich.

 

Nein. Das ist es nicht. Es ist eben nicht selbstverständlich nach links, nach rechts und über den Tellerrand zu schauen. Sich tiefer mit der Materie auseinanderzusetzen als formal üblich. Es ist auch nicht üblich, Entscheidungen im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe zu treffen, die dazu dient bürokratische Hürden abzubauen und das Verfahren zu verschlanken. Aber all das tut unser nächster Preisträger.

 

Er besucht Gruppen und macht sich selbst ein Bild. Er kämpft in Gremien für den Abbau von Bürokratie. Kurz um: Er ist ein kleiner Engel für die Selbsthilfe in unserem Land…

… und: er ist der einzige Hetero-Mann, der mir zum Frauentag Rosen schenken darf.

 

Laudator: Sven Warminsky

Julia Walter

 

Als wir unsere Beratungs- und Geschäftsstelle auf dem Breiten Weg 2001 aufgeben mussten, weil die Katholische Kirche das Haus zurückgekauft und uns loswerden wollte, wären wir fast Obdachlos geworden, weil uns einfach niemand haben wollte. Selbst ein Hilferuf in der Magdeburger Volksstimme verhallte im nix.

 

Erst ein Anruf brachte die Lösung. Nach einem kurzen kennenlernen ging es zur Tat und ich wurde unserem neuen imaginären Vermieter vorgestellt. Übrigens ein Katholik. Die Räume waren Sensationell und unser zukünftiger Vermieter wollte dann auch noch eine ganze Stange Geld in die Hand nehmen, um es uns schön zu machen. Es gab nur einen Haken: die Miete. Sie war zwar orts- und marktüblich und eigentlich völlig okay, aber für uns völlig unerschwinglich.

 

Das schilderte ich -völlig untröstlich- meinem Gesprächspartner und dankte gleichzeitig für die Vermittlung. Nach einer guten Stunde rief er mich wieder an und sagte, dass sein Unternehmen den Differenzbetrag zu unserer alten Miete für die nächsten 3 Jahre übernehmen wird. Das waren keine Peanuts, sondern stolze 12.000,- € pro Jahr. Wir konnten umziehen und waren mega glücklich. Die Miete wurde dann übrigens für insgesamt 6 Jahre übernommen. Noch heute sind wir dort glückliche Mieter. Und noch heute werden wir, nun mittlerweile 17 Jahre, von diesem Unternehmen bei unseren zahlreichen Projekten finanziell unterstützt.

 

Für all die Jahre möchten wir Danke sagen. Danke für das Vertrauen und danke für die ideelle und finanzielle Unterstützung.

 

Laudator: Michael Boy

Gabriele Strohmeyer

 

Unsere erste Begegnung war hitzig. Ich war 24, dünn und mit Haare auf dem Kopf und kannte die Haushaltsordnung des Landes nicht wirklich und war mit einigen Dingen bei der Planerstellung nicht einverstanden. Wir diskutierten und plötzlich rannte sie raus und brachte einen fetten Wälzer mit. Die Landeshaushaltsordnung. Da war sie, die Bibel der Verwaltung und bald auch meine.

 

Sie verstand es, sie zu lesen, zu interpretieren, mir schmackhaft zu machen und das manchmal auch sehr fantasievoll, im Sinne von Zuwendungsempfänger und Zuwendungsgeber. Sie war streitbar und rannte auch manchmal für die AIDS-Hilfen mit dem Kopf gegen die sprichwörtliche Wand.

 

Die Haushaltsgespräche bei Schlammbowle und allen -damals noch drei- Vereinen sind und waren legendär.

 

Dieses entspannte Verhältnis machte auf beiden Seiten vieles möglich. Und beide Parteien profitierten davon enorm. Diese Zusammenarbeit zwischen Zuwendungsgeber und Zuwendungsempfänger war für mich immer ein Leit- und Vorbild und es hat nach ihrer Versetzung in ein anderes Referat sehr, sehr lange gedauert bis ich einen ähnlichen Menschen kennenlernen durfte, der die Dinge ähnlich unkompliziert, pragmatisch und zutiefst menschlich sah. Dieser Mensch war übrigens Dr. Gabriele Theren, die heute auch hier sitzt. (vermisse sie).

Mittlerweile ist die heute zu ehrende Rentnerin. Aber irgendwie passt der Ruhe-stand nicht zu ihr. Als Schöffin am Strafgericht in Halle ist sie schon wieder laut und versucht Dinge zu ermöglichen, die so einfach nicht üblich sind. Als z.B. ein großer Wirtschaftsstrafprozess in die entscheidende Runde ging und das ausgesprochene Hohe Bußgeld in einer Höhe von 20.000 wieder an sehr große Verbände in den alten Bundesländern gehen sollte, hat sie schon wieder gekämpft wie eine echte Teddymutter und durchgesetzt, dass wir dieses Geld bekommen.

Und als wir ihr 2015 den heute zu verleihenden Teddy überreichen wollte, war sie schon wieder unterwegs. Diesmal mit ihren Enkeln.

 

Laudator: Sven Warminsky

Thomas Haedicke

 

Die Person, die nun ausgezeichnet werden soll, kenne ich persönlich seit ca. 16 Jahren. Das  Engagement dieses Menschen für unseren Verein geht aber weit über diese 16 Jahre hinaus. Sie oder Er thematisiert HIV/AIDS das ganze Jahr über. Jederzeit ist es möglich bei Ihr oder bei Ihm sich über Übertragungswege bzw. über Schutzmöglichkeiten zu informieren. Ganz zwanglos und vertrauensvoll kann man sich an diese Person wenden, um an die entsprechenden Informationen zu kommen.

 

Menschen wie die jetzige Preisträgerin bzw. Preisträger sind sehr wichtig für die Präventionsarbeit. Sie stellen einerseits Informationsmaterial zur Verfügung in ihrem Arbeitsbereich, der eigentlich einen anderen Schwerpunkt hat oder vermitteln uns als Ansprechpartner, wenn eines Beratungsgespräches bedarf. Oder diese Menschen laden uns zu ihren Veranstaltungen ein, damit wir uns dort präsentieren und um Fragen persönlich vor Ort beantworten zu können.

 

Es ist schwierig eine Laudatio zu halten ohne dass der  oder die Preisträgerin schon etwas von ihrem oder seinem Glück ahnt durch die Rede. Hat es bis jetzt funktioniert oder ahnt schon jemand etwas?

 

Dieser Mensch, der jetzt einen Ehrenteddy bekommen soll, scheut sich auch nicht am Wochenende zu arbeiten. So werden Veranstaltungen organisiert, in dessen Rahmen HIV/AIDS thematisiert werden. Oder es werden Spiele bzw. Spielzubehör in Eigenregie hergestellt, um mal etwas anderes zu tun im Vergleich zu einer schulischen Prävention. Dies ein Ansatz dieser Person, die Informationen rund um das Thema an den Mann oder die Frau zu bringen. Wahrscheinlich auch nicht immer von seiner Leitungsebene gern gesehen, aber genau aus diesem Grund soll dieser Mensch ausgezeichnet werden, da Er oder Sie jederzeit bemüht ist, dass HIV nicht aus dem Bewusstsein verschwindet.

 

SO kurze Rede, langer Kerl…

 

Laudator: Jan Kolata

Orden der Schwestern der Perpetuellen Indulgenz - Berlin

 

Ich habe nun die besondere Ehre den letzten Preisträger des heutigen Abend zu würdigen. Noch bemerkenswerter ist, dass der jetzige Preisträger keine einzelne Person sondern eine ganze Gruppe ist.

 

Ich kann mich noch gut an unsere erste Begegnung erinnern. Damals, noch als Jungschwuppe, war mein erster Gedanke: „Was sind das denn für Fummeltrinen?“ An diesem Tag haben wir lediglich ein paar kurze Worte gewechselt und ein paar Fotos geschossen. Danach war das Thema für mich auch schon erledigt. Aus den Augen, aus dem Sinn sagt man so schön.

Im Jahr 2012 habe ich dann in der AIDS-Hilfe begonnen zu arbeiten. Die CSD-Saison in Magdeburg stand vor der Tür und ich erinnerte mich an die lustigen Fummeltrinen des Berliner CSD. Ich lud sie nach Magdeburg ein und zu unserer großen Freude haben sie auch zugesagt. Seitdem sind sie ein fester Bestandteil in unserer Jahresplanung.

Doch warum, fragt man sich. Was macht diesem Verein und seine Mitglieder zu so etwas besonderen? Warum kaart man diese Personen durch die halbe Bundesrepublik?

Nun ja, erstens: Sie dienen unserer Sache. Sie klären auf und informieren zu Themen wie HIV, STI und Safer Sex. Zweitens: Sie tilgen von außen aufgezwungene Schuld und kämpfen somit gegen Stigmatisierung. Drittens: Sie sind immer offen für Sorge und Nöte anderer. Sie bewegen sich unter uns. Sie Arbeiten für und mit der LSBTI*-Community und sie sind ein Teil der Selbsthilfe. Salopp gesagt: Wir sind deren Gemeinde! Und sie unterstützen uns. Ohne wenn und aber. Egal ob auf den Magdeburger Straßen 40 Grad herrschen und das Make-Up langsam schmilzt. Man winkt trotzdem lächelnd vom Cabrio herunter. Oder es sind auf dem Weihnachtsmarkt Temperaturen um den Griefpunkt. Man ist sich seiner Aufgabe bewusst und bringt selbst nach 5 Stunden Glühwein ausschank immer noch einen lockeren Spruch über die Lippen.

 

Ihr sammelt Spenden für uns. Ihr singt mit uns bei der Karaoke. Ihr unterstützt uns wo es nur geht und ihr gebt Euer Wissen bei den Klosterschulen, dem etwas anderen Safer Sex-Workshop,  an andere weiter. Ihr seid bunt, präsent und wunderschön! Ihr arbeitet ehrenamtlich, demütig und selbstlos. Ihr seid ein Orden queeren Nonnen des 21. Jahrhunderts und heute ist es an der Zeit DANKE zu sagen! Danke für so viele wunderschöne Erinnerungen, danke für das unermüdliche Spendendosen-geklapper, danke für die schönen Gespräche und Danke für die andauernde universelle Freude.

 

Laudator: Andreas Bösener

 

 

Die AIDS-Hilfe Sachsen-Anhalt Nord e.V. wird durch das Land Sachsen-Anhalt – hier das Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration – institutionell gefördert. Die Landeshauptstadt Magdeburg – hier das Gesundheits- und Veterinäramt – fördert die Arbeit des Vereins im Bereich der Primärprävention durch eine Projektfinanzierung. Denn noch freuen wir uns total über Spenden!

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